Grip Gate – skandalöse Regelung des IFF

Sollte ein Spieler ab Sommer 2021 ein Griffband eines Drittanbieters auf seinen Stock montieren und damit an offiziellen Spielen teilnehmen, droht ihm eine rote Karte.

EIN KOMMENTAR

Es ist mittlerweile ein paar Jahre und einige rote Karten her, seit der IFF in Kooperation mit den führenden Unihockeymarken beschloss, dass die Schaufel am Stock zwingend von der gleichen Marke sein muss. Argumentiert wurde damals in erster Linie mit der Sicherheit: das Material sei schliesslich zusammen getestet worden. Zumindest in Ansätzen kann man diesen Entschluss nachvollziehen. Dass nun aber auch die Griffbänder technisch geprüft und anschliessend auf dem Feld kontrolliert werden sollen, entbehrt jeder Logik. Wer sich an einen Schildbürgerstreich erinnert fühlt, liegt falsch. Der IFF meint es durchaus ernst: nach einer Übergangsphase dürfen ab 1. Juli 2021 an offiziellen Spielen nur noch Griffbänder verwendet werden, die von derselben Marke stammen, wie der Unihockeystock auf den sie montiert wurden.

Möchte ein Hersteller von Griffbändern diese auch in Zukunft so verkaufen können, dass sie an offiziellen Spielen berechtigt sind, muss er zwingend Schäfte und Schaufeln der gleichen Marke produzieren und testen lassen, was den Marktzugang de facto verhindert. Gute Griffbänder wie etwa von Klubbhuset, Wilson oder Yonex werden vom Markt verschwinden. Gewinner sind die grossen Unihockeybrands, die sich auf rechtschaffendem Weg nicht gegen die Konkurrenz durchzusetzen vermochten. Verlierer sind kleinere Anbieter und die Kunden, die höhere Preise zahlen und dabei weniger Auswahl haben werden.

 

Es gibt keinen guten Grund, warum ein Griffband getestet werden sollte. Dass ein Griffband nur am Schaft des gleichen Herstellers seine volle Wirkung entfalten kann oder in irgendeiner Weise sicherer sein sollte, ist lächerlich, zumal Schäfte, Schaufel und Grips ohnehin nicht in derselben Fabrik produziert werden. Weiter entstehen zusätzliche Kosten durch das Testverfahren. So kostet das Testen von einigen Schäften und Schaufeln schnell ein paar Tausend Franken, was jeweils über die Produktpreise auf die Kunden überwälzt wird. Dies wird bei den Griffbändern nicht anders sein.

Diese Regelung ist ein Angriff auf den freien Markt. Wenn sich konkurrenzierende Marken zusammenschliessen und beim IFF vorstellig werden, um unerwünschte Konkurrenz aus dem Markt zu drängen, dann sollte uns dies aufhorchen lassen. Wer viele Stöcke verkauft, wird in Zukunft viele Grips verkaufen. Die Starken werden stärker, Strukturen werden zementiert und der freie Markt bleibt auf der Strecke. Kartellähnliche Zustände sind immer zum Nachteil der Kunden, in diesem Fall zahlen alle Spielenden die Zeche in Form von höheren Preisen.

Es ist durchaus denkbar, dass gegnerische Spieler oder ehrgeizige Coaches beim Schiedsrichter Kontrollen von Griffbändern veranlassen, um das Spielgeschehen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Nur schon aus diesem Grund ist eine Übernahme der absurden Regel abzulehnen. Schiedsrichter, Spieler und Coaches sollten sich auf den Sport fokussieren können. Swiss Unihockey tut gut daran, diese polit-ökonomische Regelung des IFF nicht mitzutragen.

Marc Brändli ist langjähriger Kenner der Szene, ehemaliger Spitzenschiedsrichter, Inhaber einer kleinen Stockmarke und Geschäftsführer von unihockeyshop.ch